Therapieansatz

„Alles wirkliche Leben ist Begegnung.“ (Martin Buber)

Kern dieses Ansatzes ist die Überzeugung, dass der Mensch auf Wachstum ausgerichtet ist. Die Tendenz zur ständigen Weiterentwicklung und Entfaltung seiner Person ist ihm eigen, sie prägt die Lebensphasen von der Kindheit bis zum Alter. Alle dazu nötigen Kräfte und Fähigkeiten sind in ihm angelegt und ermöglichen eine entsprechende Reaktion auf neue Herausforderungen. Durch ungünstige Rahmenbedingungen oder belastende Ereignisse kann dieser Vorgang der „Selbstaktualisierung“ jedoch gestört oder sogar verhindert werden; nachhaltige Beeinträchtigung von Lebensgefühl und Gesundheit können die Folge sein.

Die Einzeltherapie bietet einen Raum, in dem dieser Prozess wieder in Gang kommen kann – in einer Atmosphäre des gegenseitigen Vertrauens, der Achtung und Wertschätzung. Als Therapeutin sehe ich meine Aufgabe in der einfühlsamen Begleitung des Prozesses. Ich verstehe ihn als eine Art „Geburtsvorgang“, durch den Selbstheilungskräfte freigelegt werden und verborgene Ressourcen ans Licht kommen. Ein Leitmotiv ist für mich dabei das zitierte Wort von Martin Buber, das auch als Credo der humanistischen Psychologie gilt. Es setzt auf die Kraft der Begegnung als prägende Lebens-Erfahrung.
 

persönlichkeitszentriert


Die Entfaltung und Stärkung der Persönlichkeit steht im Zentrum der Therapie. Der Fokus liegt auf dem Menschen als originelles Individuum – mit seiner je eigenen Lebensgeschichte, seinen biologischen und sozialen Gegebenheiten, den persönlichen Erfahrungen und Ressourcen, Werten und Zielen. „Persönlichkeit“ meint die Gesamtheit all dessen - inklusive der daraus gewachsenen stabilen Verhaltensmuster - die das Erleben und Handeln wie auch die Beziehungen prägt. Sie ist somit keine unveränderliche Gegebenheit, nach dem Motto: „So bin ich nun mal.“

 „Alles Lebendige wächst.“ Auch der Mensch befindet sich in einem ständigen Prozess der Anpassung an neue Lebensumstände. Er ist dabei herausgefordert, für ihn hilfreiche neue Wege des Denkens, Fühlens und Verhaltens zu entwickeln. „Authentisch sein“ meint: bewusst wahrnehmen, was im Augenblick geschieht, Gefühle und persönliche Meinungen ausdrücken, wertschätzend über sich selbst denken und sprechen. Weitere Schritte sind die Flexibilität im Denken, der selbstverantwortliche Umgang mit Problemen und die Beziehungsgestaltung.  
 

lösungs- und ressourcenorientiert


Potential aufspüren und (auch verborgene) Ressourcen aktivieren – darum geht es im Verlauf der Therapie. Dabei richtet sich der Blick nicht in erster Linie rückwärts, in die persönliche Geschichte – sondern auf das Hier und Jetzt. Der Schwerpunkt liegt auf Zukunftsgestaltung statt Vergangenheitsbewältigung. Dies bedeutet jedoch nicht, dass das Bearbeiten belastender Lebensereignisse keinen Raum hätte. Entscheidend ist jedoch die Perspektive, die Frage: Wie wirken sich diese Erlebnisse heute aus? Was möchte ich verändern? Wie kann mir das gelingen?  
 

systemisch-integrativ


Auch das Beziehungsgefüge, in dem ein Mensch lebt, wird in den Blick genommen. Er wird nicht nur als Einzelperson betrachtet, sondern als Teil eines Systems, das seinen ganz eigenen Spielregeln folgt. Dabei geht es um die permanente Wechselwirkung der verschiedenen Teile aufeinander, die sogenannte „Zirkularität“: Wer beeinflusst wen wie? Zu welchen Folgen führt das? Wie wirken sich diese wiederum auf das Ganze aus? Störungen werden nicht isoliert betrachtet, sondern sind im Gesamtzusammenhang des Systems zu lösen. 

Diese Art des Denkens hat Parallelen in angrenzenden Wissenschaften wie der Kybernetik, der Neurobiologie oder den Kommunikationswissenschaften. Nicht mehr mechanistisches Trennen und Auswerten von Einzelvorgängen steht im Zentrum der Beobachtung, sondern der Gesamtvorgang in seiner Komplexität. Das Denken in Zusammenhängen, in Ganzheiten führt zur Entwickelung der systemischen Therapie. Kommunikation, Wahrnehmung, Deutung und Konstruktion der eigenen Wirklichkeit sind zentrale Begriffe in diesem Kontext.

Der Ausdruck „integrativ“ beinhaltet die Verbindung der humanistischen Sichtweise mit dem systemischen Konzept. Konkret meint dies, dass der einzelne Mensch ebenfalls als System gesehen wird. Als lebendiger Organismus hat er seine eigenen Gesetze der Selbstorganisation. Er strebt nach einem inneren Gleichgewicht der verschiedenen Ebenen, die sein Erleben und Verhalten bestimmen. 
 

christlich orientiert


Die Suche nach einem tieferen Sinn, nach Erfahrungen, die über Oberflächlichkeit und Vergänglichkeit hinausweisen, die Sehnsucht nach Spiritualität ist im Menschen grundgelegt. Der christliche Glaube ist eine Möglichkeit, Antworten auf diese Fragen zu finden. Auf Wunsch kann diese Dimension in den Therapieprozess einfließen.

Das ganzheitliche Denken im christlichen Sinn ist ein Denken in Zusammenhängen. Es befasst sich mit Lebensvorgängen und bezieht dabei auch die Ebene der Beziehung zu Gott, als „Gott des Lebens“, mit ein.  Der Mensch wird als Wesen aus Körper, Geist und Seele betrachtet, unter Beachtung der wechselseitigen Einwirkung dieser Ebenen aufeinander - in ihrer je eigenen Dynamik.

Für einen Menschen, der glauben kann, dass über seinem Leben ein großes, uneingeschränktes JA des Schöpfers zu ihm steht, ergeben sich andere Perspektiven im Umgang mit leidvollen Erfahrungen, Schuldgefühlen und Grenzerlebnissen. Die Gewissheit, bedingungslos angenommen zu sein und nicht alles aus eigener Kraft schaffen zu müssen, eröffnet ungeahnte Möglichkeiten, an Grenzen zu wachsen. „Heilung“ kann dann nicht nur als Frucht eigener Bemühungen, sondern auch als Geschenk erlebt werden. Das Vertrauen auf die Gegenwart Gottes, dessen Name ist „Ich bin da“ kann zum Fundament eines erfüllten und befreiten Lebens werden.